Georges Mathieu war neben Jean Fautrier und Jean Dubuffet eine der führenden Künstlerpersönlichkeiten, von denen die gestisch-informelle Malerei in Frankreich vorangetrieben wurde. Mit 21 Jahren wendet er sich autodidaktisch der Malerei zu. Rasch fand Mathieu seine ganz eigene, abstrakte Ausdrucksform und baute außerdem Kontakte zu den bereits etablierten Künstlern Camille Bryen und Wols auf. Noch vor Jackson Pollock hatte der junge Franzose eine Tropf- und Schütttechnik entwickelt.

Ab 1954 überführte er die Malerei in performanceartige Bühnenauftritte. 1957 reiste er gemeinsam mit Toshimitsu Imaï, Sam Francis und Michel Tapié nach Japan, organisierte dort seine Mal-Performances und gab Vorlesungen über westliche Avantgarde-Kunst vor zahlreichen Studierenden. Mit dem im Jahr 1963 erschienenen Aufsatz „Au-delà du Tachisme“ und anderen theoretischen Schriften macht sich Georges Mathieu auch einen Namen als Kunsttheoretiker.

Georges Mathieu (1921–2012)

This is David´s spoil, 1962

Aktuell Ausgestellt: Nein

Material: Öl auf Leinwand
Größe: 114 x 195 cm
Inv-Nr.: B_304
Bildrechte: VG Bild-Kunst, Bonn

Schlagworte:

Provenienz

Vorbesitz: Privatsammlung, Paris
Ankauf: Sammlung Reinhard Ernst, Sotheby’s, Paris, 2013

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Georges Mathieu war neben Jean Fautrier und Jean Dubuffet eine der führenden Künstlerpersönlichkeiten, von denen die gestisch-informelle Malerei in Frankreich vorangetrieben wurde. Er wurde 1921 in Boulogne-sur-Mer (Pas-de-Calais) geboren. Zunächst studierte er Philosophie und Literatur, bevor er sich mit 21 Jahren autodidaktisch der Malerei zuwendet. Rasch fand Mathieu seine ganz eigene, abstrakte Ausdrucksform und baute außerdem Kontakte zu den bereits etablierten Künstlern Camille Bryen und Wols auf (von beiden finden sich Werke in der Sammlung Reinhard Ernst). Noch vor Jackson Pollock hatte der junge Franzose eine Tropf- und Schütttechnik entwickelt. Er plädierte für eine Schnelligkeit des Handelns, weil sie es vermöchte, „das, was aus den Tiefen des Wesens aufsteigt, zu erfassen und auszudrücken, ohne dass ein spontaner Ausbruch durch rationale Überlegung und Intervention zurückgehalten und geändert wird.“ [1]

Ab 1954 inszenierte Mathieu den Malvorgang seiner großformatigen Bilder als künstlerische Aktion. Vor 2.000 Zuschauern malte er 1956 in Paris innerhalb von 30 Minuten ein etwa 6 Meter langes Bild. Damit überführte er die Malerei in Performance. In diesen, dem Happening und Action-Painting nahestehenden Aktionen entstehen dekorativ lineare, an Kalligrafie erinnernde Gemälde, oftmals in seiner bevorzugten Farbwahl aus schwarz, weiß und rot und in einer ornamentalen Charakteristik. In seinen Improvisationen unter körperlichem Einsatz zelebrierte er die Malerei. Die Verbindung zu ostasiatischer Kalligrafie war ihm dabei von großer Bedeutung: „In dem Maß, wie ich Maler bin, bin ich auch Kalligraf. Es ist bedauerlich, […] die westliche Welt ignoriert völlig, dass die Malerei aus der Kunst der Schrift hervorgeht.“ [2]

1957 reiste er gemeinsam mit Toshimitsu Imaï, Sam Francis und Michel Tapié nach Japan, organisierte dort seine Mal-Performances und gab Vorlesungen über westliche Avantgarde-Kunst vor zahlreichen Studierenden. Mit dem im Jahr 1963 erschienenen Aufsatz „Au-delà du Tachisme“ und anderen theoretischen Schriften macht sich Georges Mathieu auch einen Namen als Kunsttheoretiker.

Literaturverweise

[1] Rolf Wedewer, Die Malerei des Informel – Weltverlust und Ich-Behauptung, München/ Berlin 2007, S. 207.
[2] Marguerite Müller-Yao, „Informelle Malerei und chinesische Kalligrafie“, in: Informel – Begegnungen und Wandel, hrsg. von Heinz Althöfer, Dortmund 2002, S. 322–347, hier S. 338.