© Elisabeth Nay-Scheibler, Köln / VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Frühe – Grün Weiß, 1954

Ernst Wilhelm Nay (1902–1968, D)

Medium: Öl auf Leinwand
Größe: 125 x 200 cm

über das Werk

Einer der wichtigsten Künstler der deutschen Nachkriegszeit in der Sammlung Reinhard Ernst ist Ernst Wilhelm Nay. In seinem Werk lässt sich die Entwicklung von der gegenständlichen hin zur abstrakten Malerei wie in keinem anderen verfolgen.

1925 begann Nay sein Studium bei Karl Hofer an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Noch im selben Jahr hatte er seine erste Einzelausstellung. Nach einer Parisreise 1928 und einem Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom 1931/32 kehrte er nach Berlin zurück. 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten zehn seiner Werke in deutschem Museumsbesitz. Nays Kunst galt fortan als »entartet«. 1937 und 1938 reiste der Künstler nach Norwegen. Auf diesen Reisen entstanden die Lofoten-Bilder. Kurz vor Kriegsbeginn lernte er Alexej von Jawlensky kennen und besuchte ihn mehrmals in seinem Wiesbadener Atelier. 1940 wurde Nay zum Kriegsdienst nach Frankreich einberufen. Trotzdem stellte er in dieser Zeit kleinere Arbeiten her und besuchte unter anderem Wassily Kandinsky in Paris. Unmittelbar nach Kriegsende – Nay lebte ab 1951 in Köln – entstanden die Werkserien Hekate, Fugale, Rhythmische Bilder sowie ab 1954 schließlich die Scheibenbilder, zu deren ersten Werken auch das Bild in der Sammlung Reinhard Ernst gehört. In dieser Serie setzte Nay runde Formen in Kontrast zu rechteckigen Formen und Schachbrettmustern. Ab 1955/56 dann vernachlässigte er die eckigen Formen gänzlich zugunsten der runden. Die Scheibe stellte für Nay eine ganz natürliche, gleichsam automatische Form seiner Malerei dar, da nach seiner eigenen Aussage seine Hand automatisch eine kreisrunde Bewegung erzeugte. 1955 veröffentlichte der Künstler zudem seine theoretische Schrift »Vom Gestaltwert der Farbe«.

Nays wichtige Stellung innerhalb der deutschen Kunstszene nach 1945 zeigt sich nicht nur in den zahlreichen Einzelausstellungen, sondern auch in der Beteiligung an einigen prominenten Schauen der Nachkriegszeit wie »Gegenstandslose Malerei in Deutschland« in der Kunsthalle Mannheim (1952), »Duitse kunst na 1945« im Stedelijk Museum Amsterdam, Stedelijk van Abbe-Museum Eindhoven und der Kunsthalle Recklinghausen (1954) sowie »Glanz und Gestalt – Ungegenständliche Kunst« im Museum Wiesbaden (1955). Sein Werk wurde zudem durch die mehrfache Teilnahme an der Biennale von Venedig (1948, 1956) und an der documenta (1955, 1959, 1964) gewürdigt.

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