© Nachlass Otto Greis

Orakel, 1956

Otto Greis (1913–2001, D)

Medium: Öl auf Leinwand
Größe: 180 x 120 cm

über das Werk

In der Person Otto Greis werden gleichermaßen ein starker regionaler Bezug zum Rhein-Main-Gebiet wie auch eine enge Beziehung zu Frankreich vereint: In Frankfurt am Main geboren und in Ockenheim am Rhein gestorben, war er in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Hessen  vertreten; von 1957 bis 1984 lebte er zudem nahe Paris und nutzte diese Zeit, um sich und seine Malerei neu zu finden.

Die bedeutende Stellung des Künstlers im Geflecht der ungegenständlichen Malerei nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland zeigt sich unter anderem in seiner Teilnahme an der Ausstellung »Couleur vivante – Lebendige Farbe«, die 1957 im Städtischen Museum Wiesbaden stattfand und erstmals Positionen deutscher und französischer Maler des Informel präsentierte.

Nachdem sich Otto Greis mit seinen Bildern in den 1950er-Jahren im Umfeld des Informel bewegte und seine Werke zusammen mit Arbeiten von K. O. Götz, Heinz Kreutz und Bernard Schultze im Dezember 1952 in der Quadriga-Ausstellung in der Frankfurter Zimmergalerie Franck zu sehen waren, unterzog sich seine Malerei in den Folgejahren einem Wandel. Ab 1955 wich das helle und ungegenständliche Farbspiel dunklen und in sich verknoteten Formkonstrukten. Mit der Serie Tuareg, aus der das Werk Orakel stammt, fand Greis den Weg zur Figuration wieder: Die ineinander verwobenen, dunkelgrün bis schwarzen Linien erzeugen eine düstere Nachtstimmung, die mit einzelnen Lichtpunkten durchbrochen wird. Orakel stellt ein eindrucksvolles Beispiel für eine entscheidende Werkphase im Œuvre des Künstlers dar. Mit Otto Greis kehrt durch die Sammlung Reinhard Ernst ein bedeutender Künstler der Nachkriegszeit nach Wiesbaden zurück.

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