Nature Morte I, 1987

Das große Interesse an der Natur und ihren Begebenheiten beschäftigte den Dänen Per Kirkeby bereits während seines Studiums der Geologie an der Universität Kopenhagen, das er mit der Promotion abschloss, und fand sich anschließend auch in seiner künstlerischen Laufbahn wieder. 1962 trat er in die avantgardistische Künstlergruppe Den Eksperimenterende Kunstskole in Kopenhagen ein. Dort beschäftigte sich Kirkeby nicht nur mit Malerei, sondern auch mit Skulptur, Installation, Performance, Film und Grafik bis hin zur Architektur. 1978 verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt von Dänemark nach Deutschland. Seine langjährigen Professuren an der Akademie in Karlsruhe und der Städelschule in Frankfurt am Main verankerten ihn fest in der deutschen Kunstszene. Per Kirkebys Werk zeichnet sich durch das Spiel mit der Kunstgeschichte aus. Sein Œuvre kann in vier Werkgruppen eingeteilt werden: Stillleben, Landschaften, Tierbilder und religiöse Motive. Er zitiert somit immer wiederkehrende Genres aus der Geschichte der Kunst, verarbeitet sie aber in seiner abstrakten Bildsprache. Der geschwungene Pinselstrich sowie mehrere einander überlagernde Farbschichten sind charakteristisch für Kirkebys Arbeiten. So erzeugt er ein transparentes, fast romantisch anmutendes, gleichzeitig jedoch abstraktes Bild der Natur.

In den 1980er-Jahren schuf Kirkeby verschiedene Bildserien. Mit den Mitteln der Wiederholung, Variation und Transformation konnte der Künstler seine Inspirationsquelle, die Natur, in seine individuelle abstrakte Bildsprache übertragen. Die fünfteilige Serie Nature Morte von 1987, zu der auch das Werk in der Sammlung Reinhard Ernst gehört, zeigt den Höhepunkt der Entwicklung der Stillleben Kirkebys. Wo in früheren Stillleben noch Motive durch deutliche Konturlinien zu erkennen sind, stellen hier die einzelnen Farbpartien das Motiv dar. Die Konturlinien werden zu ornamentalen Bildsequenzen verfremdet.

Kirkeby nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen wie der Biennale von Venedig, der documenta in Kassel, aber auch der Biennale von São Paolo teil. 2008 widmete das dänische Louisiana Museum of Modern Art dem Künstler eine umfassende Retrospektive. Per Kirkeby verstarb am 9. Mai 2018 in Kopenhagen.