© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

La Mort du Connétable de Bourbon, 1959

Georges Mathieu (1921–2012, FRA)

Medium: Öl auf Leinwand
Größe: 97 x 195 cm

über das Werk

Oft werden dem französischen Maler Georges Mathieu Exzentrik und Kommerzialität nachgesagt. Obwohl diese Behauptungen eine gewisse Berechtigung haben, stehen Mathieus Errungenschaften im europäischen Kunstgeschehen der Nachkriegszeit für weit mehr als das. Nach seinem Studium der Sprachen, Philosophie und Rechtswissenschaften in Lille widmete Mathieu sich ab 1942 als Autodidakt der Malerei. Rasch fand er seine ganz eigene, abstrakte Ausdrucksform und baute außerdem Kontakte zu den bereits etablierten Künstlern Camille Bryen und Wols auf (von beiden finden sich Werke in der Sammlung Reinhard Ernst). 1947 zog Mathieu nach Paris, prägte den Begriff Abstraction lyrique und organisierte gemeinsam mit Camille Bryen sowie Michel Tapié die erste Ausstellung mit tachistisch-informellen Werken. Kurze Zeit später veranstaltete Michel Tapié – der französische Künstler, Kunstkritiker und Namensgeber des Informel – die Ausstellungen »Véhémences confrontées« und »Les signifiants de l’Informel«. An diesen, für die informelle Malerei bedeutenden Ausstellungen nahm Mathieu ebenfalls teil. Die fernöstliche Kalligrafie, aber auch die amerikanische Avantgarde wurden für Mathieu immer bedeutsamer. Insbesondere Jackson Pollocks Malweise faszinierte den französischen Künstler. Seit 1954 malte er auf einer Bühne vor Publikum und stellte seinen Malakt performanceartig dar: Rasche, abgehackte, fast schon tänzerische Bewegungen und Sprünge, die Mathieu vor der großformatigen Leinwand machte, konnten von dem anwesenden Publikum beobachtet werden. Nur auf diese Weise konnte er sein Inneres nach außen tragen. Dementsprechend beliebt waren seine Aktionen und Gemälde auf dem Kunstmarkt. Laut eigener Aussage beschäftigte sich Mathieu intensiv mit historischen Kriegen und Schlachten und übertrug diese in seine Werke. Dementsprechend beziehen sich viele seiner Bildtitel auf Schlachten und die dort gefallenen Generäle. In diesen Kontext gehört das Bild in der Sammlung Reinhard Ernst, das den Tod des Connétable von Bourbon in Mathieus abstrakter Bildsprache visualisiert.

Georges Mathieu war eine der führenden Künstlerpersönlichkeiten, von denen die gestisch-informelle Malerei in Frankreich vorangetrieben wurde. Seine Teilnahme an der documenta II bestätigt seinen Rang, Mathieus Exzentrik überdeckt jedoch leider weite Bereiche seines Schaffens. Skulpturen, Möbel, Teppiche, Wandmalereien und die theoretische Schrift Au-delà du Tachisme belegen das breite Schaffensspektrum von Georges Mathieu.

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