Un pezzo di carne come un pezzo di cielo, 1960

Mattia Moreni zählte zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten im Italien der Nachkriegszeit. Geboren im norditalienischen Pavia, begann er 1940 sein Studium an der Accademia Albertina di Belle Arti in Turin und schloss sich schnell der antifaschistischen Resistenza an. Seine Werke entstanden aus einer inneren Erregung heraus; dazu nutzte er Formen und Farben als Mittel der Darstellung, um abstrahierte Erfahrungen zu verbildlichen, die bisher verborgene Zusammenhänge offenbaren. Moreni arbeitete in informeller Weise mit spontanem Farbauftrag, Gegenstände oder Landschaften bleiben aber als Ausgangspunkte der Darstellung spürbar. Oft geben seine Bildtitel einen Hinweis auf diese bildnerischen Anlässe und die durch sie ausgelösten Assoziationen. Bisweilen erscheinen die Titel ein wenig skurril und rätselhaft, so auch bei dem Werk in der Sammlung Reinhard Ernst: Un pezzo di carne come un pezzo di cielo. Dies bedeutet übersetzt: Ein Stück Fleisch wie ein Stück Himmel.

Mattia Moreni nahm bereits in den 1950er-Jahren an der I. und II. Biennale von São Paolo teil, wurde 1952 Gründungsmitglied der italienischen Gruppo degli Otto, war bekannt mit dem französischen Kunstkritiker Michel Tapié und hatte Kontakt zu den CoBrA-Mitgliedern, deren Kunstauffassung ebenfalls die europäische Nachkriegszeit prägte (Werke der CoBrA-Mitglieder Pierre Alechinsky, Else Alfelt und Karel Appel sind in der Sammlung Reinhard Ernst vertreten). Zudem war Moreni an verschiedenen internationalen Ausstellungen wie der documenta I und II in Kassel beteiligt, aber ebenfalls wiederholt an der Biennale von Venedig mit einem eigenen Saal. Von großer Bedeutung in Morenis Ausstellungshistorie ist auch seine Teilnahme an der zukunftsweisenden Schau »Internationale Malerei 1960-61« im Sommer 1961 im Deutschordensschloss in Wolframs-Eschenbach.