© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Nach Dürer, 2001

Markus Lüpertz (*1941, D)

Medium: Öl und Collage auf Leinwand
Größe: 130 x 160 cm

über das Werk

Nach einem Studium an der Werkkunstschule Krefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf bewegte der Ärger über einen Verweis von der Kunstakademie den jungen Maler Markus Lüpertz 1962 zu seinem Umzug nach Berlin. Dort wurde er schnell ein wichtiger Teil der Kunstszene und gründete mit weiteren Künstlerkollegen seiner Generation 1964 die Selbsthilfegalerie Großgörschen 35, in der es regelmäßig Ausstellungen und Feste der jungen Künstler gab. Im selben Jahr zeigte Lüpertz dort seine erste Einzelausstellung mit dem Titel Dithyrambische Malerei. Das Thema dieser frühen Werke war das Unsinnige, Poetische und Überhöhte, das aus dem konventionellen Bedeutungszusammenhang gerissen wurde. Das Unbegreifbare wurde von Lüpertz immer wieder ins Zentrum seiner Malerei gerückt, wobei er sich stets zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegt. Dieser Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das variantenreiche und vielseitige Œuvre des Künstlers, das nicht nur Gemälde, sondern auch Skulpturen, Glasfensterentwürfe und Druckgrafiken umfasst. Die Malerei wird mit ihren eigenen Mitteln reflektiert: Rückgriffe auf die Kunstgeschichte in Form von Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Strömungen oder ganz gezielten Vorbildern, aber auch die alltäglichen Motive aus der unmittelbaren Gegenwart prägen seine Malerei.

Dabei setzt sich Lüpertz schon früh mit der deutschen Geschichte auseinander und nutzt die symbolgeladenen Motive von Uniformen, Flaggen und Stahlhelmen, um das deutsche Nationalpathos zu thematisieren. Die Anfang der 1990er-Jahre entstandene Serie Parsifal – Männer ohne Frauen, die schablonenartige Männerköpfe vor variationsreiche Hintergründe stellt, zeigt den großen Facettenreichtum in Lüpertz Malerei. Ende der 1990er-Jahre beschäftigte er sich zudem mit Landschaftsmalerei: Gemalte Collagen werden im Bild-im-Bild-Verfahren mit abstrakten Gitterstrukturen und weiteren Dingen im Bildraum zusammengefügt und driften gleichzeitig wieder auseinander. Zu dieser Werkgruppe zählt auch das Werk aus der Sammlung Reinhard Ernst Nach Dürer. Das Werk besteht aus drei Bildelementen, die auf Leinwand collagiert und aufgemalt wurden. Sie fungieren als Bilder im Bild. Markus Lüpertz bezieht sich hier auf Holzschnitte von Albrecht Dürer, die er mit diesem Verfahren in einen anderen Kontext setzt.

Mit Markus Lüpertz ist in der Wiesbadener Sammlung von Reinhard Ernst eine prägende Künstlerposition der gegenwärtigen Malerei vertreten. Der oftmals als »Malerfürst« titulierte Künstler schreckte 1977 nicht davor zurück, seine Werke von der documenta 6 zurückzuziehen, da er mit der Präsentation nicht einverstanden war. Trotzdem nahm er an der darauffolgenden documenta 7 teil wie auch an der Biennale von São Paulo im Jahr 1983. 1974 erhielt Markus Lüpertz eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. 1986 wechselte er an die Kunstakademie Düsseldorf, der er von 1988 bis 2009 als Rektor vorstand. Markus Lüpertz lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.

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