© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Die große Brücke, 1953

Fritz Winter (1905–1976, DE)

Medium: Öl auf Leinwand
Größe: 115 x 220 cm

über das Werk

Seit 1930 zählte Fritz Winter zum Kreis der abstrakten Künstler in Deutschland und war somit, zusammen mit Willi Baumeister, ein wichtiger Wegbereiter für die ungegenständliche Malerei der Nachkriegszeit. Dem Studium am Bauhaus bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar Schlemmer wird hierbei sicherlich eine bedeutende und prägende Rolle zuteil. Während des NS-Regimes zog sich Winter in die innere Emigration zurück, erhielt sogar Malverbot, kämpfte einige Jahre an der Front und befand sich anschließend in russischer Kriegsgefangenschaft. Deutlich von diesen Jahren gezeichnet, kehrte er 1949 nach München zurück und nahm seine Künstlertätigkeit fast unmittelbar wieder auf. Im selben Jahr war er – zusammen mit unter anderem Willi Baumeister und Rupprecht Geiger – Mitbegründer der Gruppe ZEN 49. Fritz Winters Rolle ist unumstritten: Nach dem Krieg galt sein Haus als Treffpunkt für die Vertreter abstrakter Malerei, von 1955 bis 1970 nahm er eine  Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule Kassel  wahr und in seiner langen Künstlerkarriere lassen sich die vielen Umbrüche in der Stilgeschichte der Malerei des 20. Jahrhunderts ablesen: vom Bauhaus über den Blauen Reiter bis hin zur informellen und Farbfeld-Malerei.

Charakteristisch für Winters Werk ist der schwarze Pinselstrich, der konturgebend für die farbigen, kreis- oder quadratförmigen Farbfelder im undifferenzierten Bildraum agiert. Der Gegensatz zwischen geometrischen, geschlossenen Elementen und dem undifferenzierten, offenen Bildraum verdeutlicht, dass der Künstler zwar einer gestischen, unterbewussten Malweise folgt, jedoch diesen Ausdruck stets mit einer formalen Ordnung bändigt. Fritz Winter bricht nicht aus dem formalen Rahmen der Malerei aus, sondern zeigt einen zurückhaltenden Ausdruck seiner inneren Natur. Der maßgebliche Einfluss, den Fritz Winter in der deutschen Nachkriegskunst ausgeübt hat, zeigt sich in diesem Werk aus der Sammlung Reinhard Ernst, die somit einen weiteren großen Namen der deutschen Kunstgeschichte präsentiert.

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