10.07.2023

Baustellenbericht Juli 2023

Maki and Associates, Bearbeitung durch Belzner Holmes Light-Design und mre

Spot on: Die Lichtinszenierung im Museum Reinhard Ernst (mre)

„Wenn man das Licht beim Museumsbesuch nicht wahrnimmt, haben wir unseren Job gut gemacht“, sagt Andrew Holmes, Co-Inhaber von Belzner Holmes Light-Design. Klingt paradox, oder? Doch je länger wir uns mit dem in Stuttgart ansässigen Lichtgestalter unterhalten, desto mehr verstehen wir, dass die Ausleuchtung von Museumsräumen eine wahre Kunst sein kann. Und Andrew Holmes weiß, wovon er spricht: Ob der Louvre in Abu Dhabi oder das Landesmuseum in Münster – seine Firma hat ungefähr 200 Kunsttempel weltweit beleuchtet. Von Anfang an waren der Designer und sein Team mit der Entwicklung des Beleuchtungskonzeptes am mre beauftragt.

Bei der Lichtdramaturgie in einem Museum wird zwischen den Bereichen, die für Besucher:innen zugänglich sind, und den eher funktionalen Lichtsituationen in Büros und Nutzflächen unterschieden. Wir nehmen heute die Beleuchtung im Foyer und in den neun Ausstellungsräumen in Augenschein.

„Für das Foyer haben wir zwei Lichtszenarios entwickelt“, sagt der gebürtige Brite. „Szenario eins berücksichtigt die Lichtverhältnisse tagsüber, Szenario zwei wird am Abend abgerufen. Die zurückhaltende Inszenierung und Integration der Leuchten in das Bauwerk haben wir in enger Abstimmung mit dem Architekturbüro Maki and Associates entwickelt“, führt er aus. Tagsüber wird eher kaltes Licht verwendet, das sich an der natürlichen Helligkeit orientiert, erklärt Holmes, der nach seinem Architekturstudium viele Jahre für Theater und Bühnen gearbeitet hat. „Abends soll im Museum eine gemütliche Atmosphäre herrschen, dafür verwenden wir warmes Licht.“ Die verschiedenen Lichtstimmungen werden, für die Besucher:innen kaum wahrnehmbar, über einen Tageslichtsensor gesteuert.

In den Ausstellungsräumen kommen insgesamt 400 Leuchten zum Einsatz. Hier werden zunächst mit Wandflutern Lichtschleier über jede Wand gelegt, so dass diese gleichmäßig beleuchtet sind. Für jedes einzelne Werk werden Akzentleuchten ergänzt und die Beleuchtung individuell angepasst, um die Farben und die Oberflächenbeschaffenheit der Kunstwerke bestmöglich zur Geltung zu bringen. Dabei wird kaltes und warmes Licht gemischt. Bei der Einrichtung der Spots kommt es auf die Position und den passenden Winkel an, schließlich darf sich das Licht nicht auf möglicherweise vorhandenen Glasrahmungen spiegeln. Wichtig ist auch, die Lichtstärke nachzumessen, um die konservatorischen Anforderungen zu erfüllen – 250 Lux entspricht dem Standard bei Ölgemälden. Ende August finden erste Vorbereitungen statt, die Arbeit wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Wir können es kaum erwarten, bis im mre endlich das Licht angeht!