08.06.2020

Blick in die Sammlung: Shōzō Shimamoto, Palazzo Ducale 11

Zu den Werken, die in der Sammlung Reinhard Ernst zu finden sind, zählen auch mehrere Arbeiten der japanischen Gutai-Gruppe. Diese Künstlergemeinschaft entstand in den fünfziger Jahren, als sich in Japan ein großer gesellschaftspolitischer Wandel vollzog. Ihre jungen Mitglieder erkundeten neue, radikale Ausdrucksformen durch die Verbindung von Performance, Malerei, Installation und Theater. Viele ließen sich von europäischen und amerikanischen Zeitgenossen beeinflussen, z. B. von Jackson Pollock und dem europäischen Informel. Die Gutai-Gruppe erzielte internationale Beachtung, ihre Kunst wurde und wird weltweit ausgestellt.

Die Gemälde entstanden nach sehr ungewöhnlichen Methoden: So malte Kazuo Shiraga mit den Füßen, Akira Kanayama mit einem ferngesteuerten Auto, Yasuo Sumi mit einem Abakus. Dem Prozess wurde dabei eine ebenso wichtige Bedeutung beigemessen wie dem Ergebnis. Auch Shōzō Shimamoto (1928–2013), ein Mitbegründer der Gutai-Gruppe, suchte nach Wegen künstlerischer Freiheit. Mit der „Bottle Crash“-Technik schmiss er mit bunter Farbe gefüllte Flaschen auf ausgelegte Stoffbahnen. Eine seltene Schwarz-Weiß-Fotografie von Kiyoji Otsuji aus dem Jahr 1956 – die sich ebenfalls in der Sammlung Reinhard Ernst befindet – zeigt den damals 28-jährigen Shimamoto bei der Ausübung seiner Kunst. In den aufregenden abstrakten Farbstrukturen kann man bei näherer Betrachtung noch einzelne Glasscherben erkennen.

Kiyoji Otsuji, Gutai Photograph 1956-57, 2012 / Shōzō Shimamoto beim Kreieren eines Bildes mit der Bottle-Crash-Technik, 1956 © Kiyoji Otsuji

Eines der auf diese experimentelle Art entstandenen Werke mit dem Titel „Palazzo Ducale 11“ aus dem Jahr 2008 ist Teil der Sammlung Reinhard Ernst. Den Titel trägt das Gemälde, weil es im Rahmen einer Kunstperformance von Shōzō Shimamoto im historischen Palazzo Ducale in Genua kreiert wurde. Die Kunst von Shōzō Shimamoto ist in Sammlungen namhafter Museen vertreten, so z. B. in der Tate Gallery in London, dem Museum of Contemporary Art in Tokio oder der Galleria Nazionale d’Arte Moderna in Rom.

Shōzō Shimamoto, Palazzo Ducale 11, 2008 © Shōzō Shimamoto