07.07.2021

Dr. Oliver Kornhoff zum Gründungsdirektor gewählt

Dr. Oliver Kornhoff (Foto: Tanja Nitzke)

„Das Museum Reinhard Ernst ist ein Museum, das zugleich Schatzhaus, Baukunstwerk und ein gesellschaftlicher Treffpunkt ist“, so der frisch gewählte Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff. Gerne stellen wir Ihnen den Mann vor, der Sie ab dem 1. Dezember 2021 an der Wilhelmstraße 1 als Direktor des Museums Reinhard Ernst begrüßen wird.

Dr. Oliver Kornhoff, geboren 1969, ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Völkerkunde in Köln sowie Florenz und promovierte in Freiburg über die Skulpturen der „Brücke“-Künstler Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner.

Der gebürtige Kölner ist seit 2009 Direktor am Arp Museums Bahnhof Rolandseck und war von 2013 bis 2020 zudem künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems. Seine beruflichen Stationen führten ihn davor als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle nach Baden-Baden sowie als stellvertretender Leiter der Städtischen Galerie nach Bietigheim-Bissingen.


Was hat Sie dazu inspiriert, sich für die Position des Direktors des Museums Reinhard Ernst zu bewerben?

Die Verbindung von bürgerschaftlichem Engagement und einer qualitätvollen Sammlung macht das Museum Reinhard Ernst zu einem ganz speziellen Museum und einem Kulturhaus für alle. Ich habe über ein Jahrzehnt mit großem Vergnügen das Museum eines der wichtigsten Künstlerpaare der abstrakten Kunst geleitet. Neben Ausstellungen zu Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp habe ich dort Präsentationen und Ausstellungen von Künstler*innen verantwortet, die die Errungenschaften der Abstraktion und ihre Entwicklungslinien bis in unsere Gegenwart verfolgten. Darunter waren auch Künstler*innen, die in der Sammlung des Museums Reinhard Ernst vertreten sind. Es gab also mehrere Anknüpfungspunkte und Gründe, warum die Anfrage des Museumsbeirates bei mir auf fruchtbaren Boden fiel. Zudem hat mich überzeugt, wie sehr Frau und Herr Ernst ihre gesellschaftliche Verantwortung leben und ihren Schatz mit der Gesellschaft teilen wollen. Gemeinsam werden wir im Museum Reinhard Ernst erlebbar machen, was ein modernes Museum idealerweise sein kann: ein hochkarätiger Kunstort, ein gesellschaftlicher Treffpunkt und ein kultureller Vermittlungsort gleichermaßen.

Welche Bedeutung hatte die Sammlung auf Ihre Entscheidung?

Es ist eine Herzensangelegenheit von mir, die Menschen stets aufs Neue ins „Abenteuer Abstraktion“ mitzunehmen. Die Sammlung Ernst birgt diesbezüglich eine spektakuläre Qualität und Stärke. Das ist die unverwechselbare DNA des Museums Reinhard Ernst. Wir werden gerade ob der traditionsreichen Museumstugenden wie hochkarätiger Sammlung, Aura des Originals und kuratorischer Kompetenz zur zeitgemäßen Teilhabe einladen. Aus dieser Sammlung lässt sich ein ganzer Strauß von Kunsterlebnissen für unsere Besucher*innen gestalten.

Welchen Reiz hat es für Sie, bei einem einzigartigen Museums-Start-up dabei zu sein?

Der Begriff Museums-Start-up ist gut gewählt. Eine Reise von Anfang an mitzugestalten ist eine einmalige Gelegenheit. Oft bestehen Museen schon seit Jahrzehnten, gar Jahrhunderten und Traditionen sind fest verankert. Unser Team hingegen ist im Aufbau und es herrscht eine sehr motivierte Stimmung. Ich bin überzeugt, dass diese (Vor-)Freude in unseren Handlungen erkennbar sein und auch auf unsere Gäste überspringen wird.

Gibt es bereits eine Verbundenheit zu Wiesbaden und dieser Gegend?

Mit Wiesbaden verbinde ich viele schöne Kindheitserinnerungen. Meine Großeltern wohnten in Rüsselsheim. Bei unseren regelmäßigen Besuchen bei ihnen sind wir oft für gemeinsame Ausflüge nach Wiesbaden gefahren. Ich freue mich, die Stadt nun mit Erwachsenen-Augen kennenzulernen.

Worauf freuen Sie sich?

Neben der Aufgabe im Museum Reinhard Ernst bin ich gespannt, mich auch meiner Leidenschaft für deutschen Wein in der Region zu widmen. Mit der Bergstraße und dem Rheingau vor der Tür, werde ich bestimmt bald die heimischen Tropfen noch besser kennenlernen.

Verraten Sie uns schon ein paar Pläne für die Zukunft?

Neben den eigenen Plänen freut es mich ganz besonders, dass wir Teil der Kulturmeile Wiesbadens sind und das Landesmuseum als Nachbarn haben. Der Jawlensky-Preis der Stadt ging letztes Jahr verdientermaßen an den Künstler Frank Stella und diesen haben wir beide in unseren Sammlungen. Das wird 2022 zur Stella-Ausstellung im Museum Wiesbaden sicher ein rauschendes Nachbarschaftsfest.

Der Innenbereich des Museums Reinhard Ernst steht der Öffentlichkeit offen und lädt zum Flanieren ein. Hier müssen Besucher*innen keine Tickets kaufen und können dennoch einzelne Werke, wie z.B. die Chillida-Skulptur im Atrium, die Lichtachsen und die Architektur Fumihiko Makis auf sich wirken lassen. Das ist unsere Einladung an die Menschen von nah und fern. Wir freuen uns, wenn sie sich – fast wie in ihrem eigenen Wohnzimmer – bei uns wohl fühlen. Unser privat realisiertes Museum wird sich öffentlich anfühlen. Das ist großartig! Mein Ideal ist, wenn höchste nationale und internationale künstlerische Qualität nahbar ist. Im Museum Reinhard Ernst wird man diese neue Form von musealer Aura erleben können.

Glücklich über die erfolgreiche Wahl: Stifter Reinhard Ernst (links) und Dr. Oliver Kornhoff (Foto: Tanja Nitzke)