13.02.2024

Kuchen und „Getriebche“: Reinhard Ernsts Erinnerungen an den Maler K. O. Götz

Karl Otto Götz, ohne Titel, 1954, Mischtechnik auf Leinwand ©VG-Bild Kunst, Bonn 2024

Er gilt als einer der Hauptvertreter des Deutschen Informel. Die Rakel, ein besonders breiter Spachtel, führte er wie einen Pinsel, und verlieh seinen Bildern damit eine unverwechselbare Handschrift. Die Leinwand verlagerte er von der Staffelei auf den Boden. Wirbelnde Farbschlieren zeugen von der Geschwindigkeit, mit der Karl Otto Götz (1914–2017) arbeitete. Trotz Spontanität und schnellen Gesten sind seine Bildkompositionen jedoch alles andere als zufällig. Mit dem aus Aachen stammenden Maler verbindet Museumsstifter Reinhard Ernst wertvolle Erinnerungen:

Die Gemälde des Künstlers sind ein wichtiger Bestandteil der Sammlung von Reinhard Ernst. In den 1980er-Jahren stieß er in einer Ausstellung das erste Mal auf dessen Werke. Wenige Jahre später erwarb er eine erste Papierarbeit von ihm und Mitte der 90er-Jahre die erste Mischtechnik auf Leinwand [siehe oben]. Es folgten weitere Werke.

Als besonderes Privileg empfindet Museumsstifter Ernst es, den Künstler persönlich kennengelernt zu haben:

„2008 hatte ich das Glück, Karl-Otto Götz und seine Frau Rissa gemeinsam mit einem Freund in Wolfenacker besuchen zu dürfen. Es war ein toller Nachmittag, nicht nur, weil seine Frau Rissa für uns Kuchen gebacken hatte, sondern weil ich eine Menge von ihm erfahren durfte. Was mir immer im Gedächtnis bleiben wird, sind seine Berichte über Reisen mit dem Motorrad gemeinsam mit Heinz Kreutz nach Paris und über das nicht einfache Leben der Künstlergeneration nach dem Krieg.“

Karl Otto Götz mit seiner Frau Rissa zu Besuch in Reinhard Ernsts Firma Harmonic Drive (2009)

Götz und Kreutz stellten 1952 in der Gruppenausstellung der Zimmergalerie Franck in Frankfurt am Main aus, die unter dem Begriff Quadriga als erste Manifestation der informellen Kunst in Deutschland in die Geschichte eingegangen ist.

„Der Besuch von K. O. Götz in Limburg 2009 in meiner Firma Harmonic Drive AG“, erzählt Reinhard Ernst weiter, „war seiner jugendhaften Neugier geschuldet. Er wollte doch unbedingt einmal die ,Getriebche‘ in den Händen halten, von denen ich ihm berichtet hatte. Zu dieser Zeit sah er zwar nicht mehr so gut, aber er konnte alles erfassen und beschreiben. Er war ein ungewöhnlicher Mensch. Ebenso ungewöhnlich seine Frau Rissa, eine bekannte Künstlerin, die sich liebevoll um ihn kümmerte. Ein ungewöhnliches Künstlerpaar.“

 

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