© für das abgebildete Werk bei dem Künstler, seinen Erben und Rechtsnachfolgern

Ohne Titel, 1955

Tancredi Parmeggiani (1927–1964, ITA)

Medium: Pastell, Carbon und Öl auf Leinwand
Größe: 180 x 200 cm

über das Werk

Mit Tancredi ist einer der wichtigsten italienischen Künstler der Nachkriegszeit in der Sammlung Reinhard Ernst vertreten. Nachdem er 1946 sein Kunststudium in Venedig begonnen hatte, fand bereits 1949 seine erste Einzelausstellung in der Galleria Sardi in Venedig statt. Tancredis Kunst zeichnet sich durch die Verbindung von Abstraktion, Räumlichkeit, Licht und Farbe aus. Die Auffassung, Malerei müsse die Zweidimensionalität der Malfläche verlassen, teilten in den 1950er-Jahren mehrere Künstler (nicht nur) in Italien, wodurch die Bewegung des Spazialismo, mit Lucio Fontana als Wortführer, entstand. Tancredi war ebenso Teil dieser Bewegung wie auch Mitwirkender in verschiedenen italienischen Künstlergruppen. In Venedigs Kunstgeschehen fest verwurzelt, zählten Künstler wie Emilio Vedova und die Kunstmäzenin Peggy Guggenheim zu seinen engen Bekanntschaften. Tancredi nahm dort eine besondere Stellung ein, da Guggenheim ihn in ähnlicher Weise förderte und vertrat, wie sie es bis dahin nur für Jackson Pollocks Kunstwerke getan hatte. Der junge Italiener bekam ein eigenes Atelier in ihrem Palazzo zur Verfügung gestellt und lernte gleichzeitig ihre umfassende Kunstsammlung kennen, die den Künstler inspirierte. In seinen Werken aus den 1950er-Jahren spiegelt sich deutlich eine Auseinandersetzung mit Jackson Pollock und dem französischen Informel wider. Allerdings müssen diese Werke als höchst individuelle italienische Antwort auf das europäische und amerikanische Kunstgeschehen verstanden werden. Tancredi griff Ansätze und Themen der in Europa und Amerika populären Abstraktion auf, brachte jedoch seine ganz eigene Poesie sowie Farb- und Formgestaltung ein. In verschiedenen Werkphasen und -gruppen erkundete der Künstler seine künstlerischen Themen. Die geeignetste Darstellung einer abstrahierten Räumlichkeit fand er im Punkt, der ebenso wie auch breite transparente Pinselstriche, als Erkennungsmerkmale für Tancredis Werke gelten. Das Beispiel aus der Sammlung Reinhard Ernst zeigt genau diese Merkmale: Schwarze und weiße breite Pinselstriche sind auf einen unruhigen blau-grünen Grund gesetzt und erzeugen so eine ausgeprägte räumliche Wirkung. Neben zahlreichen Einzelausstellungen sind insbesondere seine Teilnahme an der Ausstellung »Tendances actuelles 3« in der Kunsthalle Bern im Jahr 1955 mit Georges Mathieu, Jackson Pollock und Camille Bryen zu nennen, aber auch die wiederholte Teilnahme an der Biennale von Venedig in den Jahren 1953 und 1964. Im selben Jahr wählte Tancredi den Freitod. Sein Gesamtwerk wurde in umfassenden Retrospektiven gewürdigt, wie in jüngerer Zeit 2016 in der Peggy Guggenheim Collection.

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