Frank Stella, The Chase – Second Day, 1989, Klarlack und Lackfarben auf geätztem Magnesiumblech und Aluminium, 290 x 555 x 135 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

The Chase – Second Day, 1989

Frank Stella

Medium: Klarlack und Lackfarben auf geätztem Magnesiumblech und Aluminium
Größe: 290 x 555 x 135 cm

über das Werk

Nach Abschluss seines Studiums der Geschichte und Kunstgeschichte an der Princeton University in New Jersey von 1954 bis 1958 und einigen Malkursen zog der junge Frank Stella nach New York, wo er bis heute lebt und arbeitet. Dort machte er unter anderem die Bekanntschaft von verschiedenen Kunstkritikern wie Clement Greenberg und Künstlern wie Jasper Johns oder Robert Rauschenberg. 1959 nahm Stella an der Ausstellung Sixteen Americans im Museum of Modern Art teil, woraufhin das Museum eines seiner Werke ankaufte. 1960 folgte die erste Einzelausstellung in der New Yorker Leo Castelli Gallery. Zahlreiche Teilnahmen an Gruppenausstellungen wie American Abstract Expressionists and Imagists 1961 im Guggenheim Museum in New York, Post Painterly Abstraction im Los Angeles County Museum of Art 1964 sowie American Art Since 1945 im Jahr 1975 im Museum of Modern Art in New York folgten. 1964 war er zudem auf der Biennale von Venedig vertreten und nahm 1968 an der 4. documenta und 1977 an der documenta 6 in Kassel teil. 2016 widmete das Whitney Museum of American Art in New York dem Künstler eine umfangreiche Retrospektive. Zudem erhielt Stella zahlreiche Auszeichnungen und Ehrentitel durch amerikanische und internationale Institutionen, unter anderem die Harvard University, die Friedrich-Schiller-Universität in Jena und die Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem. Seine theoretischen Auseinandersetzungen zur raumbildenden Entwicklung der abstrakten Kunst erarbeitete er 1983 in seiner Publikation Working Space.

Das Œuvre Stellas orientiert sich am Abstrakten Expressionismus. Der frühe Kontakt zu Jasper Johns und dessen Flaggen- und Zielscheiben-Serien inspirierten ihn nachhaltig. Mit dem Übergang in die 1960er-Jahre wandte sich Stella von der zunächst gestischen Malerei hin zu einer reduzierten, konzeptuellen Malweise. Er begann, mit geformten Bildträgern – den »shaped canvases« – zu experimentieren, um die klassische rechteckige Bildform zu überwinden. Zu Beginn der 1970er-Jahre entwickelt er dreidimensionale Arbeiten, die zwar noch an der Wand hängen, dieser aber zu entwachsen scheinen und in den Raum hineingreifen: Die Serien Brazilian Paintings und Exotic Birds zeugen von einer größeren Farbigkeit und eröffnen mit durchzogenen Aluminiumreliefs eine neue Materialität.

Ab 1986 beschäftigte sich Stella intensiv mit dem 1851 erschienenen Roman Moby Dick von Herman Melville. In einer fast 15-jährigen Auseinandersetzung mit der Geschichte von Kapitän Ahabs Jagd auf den weißen Wal Moby Dick entstehen zu den 135 Kapiteln ebenso viele Aluminiumreliefs. Aus dieser Serie befinden sich einige Werke in der Sammlung Reinhard Ernst, unter anderem auch The Chase – Second Day. Das großformatige Aluminiumrelief lässt einige Details der Waljagd deutlich erkennen, so bohrt sich beispielsweise die Harpune auf blauem Grund quer durch das Relief. Der gesamte Aufbau des Kunstwerks wirkt undurchsichtig – ähnlich wie eine Jagdszene auf dem tosenden Meer. Die skulpturalen Werke von Frank Stella werden im Museum Reinhard Ernst mit einer besonderen Präsentation gewürdigt.

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