08.03.2023

Vorbereitungen für die Museumseröffnung (Folge 2)

Manche Kunstwerke brauchen sie, und manche brauchen sie nicht. Sie wird aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Oftmals verleiht sie künstlerischen Arbeiten den letzten Schliff: die Rahmung. Doch wie bestimmt man, welcher Rahmen zu einem Gemälde passt? Und wie unterscheiden sich die Modelle voneinander? Wir stellen Ihnen drei verschiedene vor.

Acht Gemälde aus der Sammlung Reinhard Ernst erhielten vor kurzem einen neuen äußeren Schutz, der das Kunstwerk bestmöglich in Szene setzt. Das erforderte nicht nur hohe Konzentration, sondern auch körperliche Kraft. Zur Unterstützung für dieses Projekt luden wir uns zwei Spezialisten der Firma Kornmann Rahmen ins Kunstdepot ein.


I. Winkelleiste vs. Schattenfuge
Zwei Holzleisten, die aneinander geleimt einen Winkel ergeben ‒ das ist das Aufbauprinzip der sogenannten „Winkelleiste“ und des „Schattenfugenrahmens“. Die beiden Typen unterscheiden sich darin, dass die Winkelleiste eng am Leinwandrand anliegt, der Schattenfugenrahmen hingegen Platz für einen schmalen Zwischenraum lässt. Dieser erweckt den Eindruck, das Kunstwerk würde in seiner Rahmung schweben, während er dem Gemälde dennoch einen technischen Schutz bietet.

Welcher von den beiden ist der Schattenfugenrahmen – erkennen Sie den Unterschied?


II. Die Atelierleiste
Auch als Künstlerleiste bekannt, besteht die Atelierleiste aus vier Holzstreben. Sie werden direkt auf die Kanten des Gemäldes genagelt und sind untereinander nicht verbunden. In diese Art von Rahmung wird das Werk „Albuquerque #7“ von Richard Diebenkorn (1922–1993) eingefasst. Bei dem verwendeten Material handelt es sich um Weimutskiefer.


III. Der Aluminiumrahmen
Metallisch wird’s in Hinblick auf die Werke aus der Reihe „Homage to the Square“ von Josef Albers (1888–1976). Die Aluminiumrahmungen sind typische Begleiter der quadratischen Arbeiten des Künstlers. Das Einfassen der handlichen Gemälde ist unkompliziert und erfordert weniger Zeit als das der größeren Werke. Doch ist nicht nur der neue Rahmen metallisch: Eines der jüngst eingefassten Gemälde aus der Sammlung Reinhard Ernst wurde auf Metall gemalt – wenn das mal kein „Match“ ist!


Wie finde ich den richtigen Rahmentyp?
Oft unterliegt die Wahl des passenden Rahmens dem subjektiven Geschmack und dem Zeitgeist, erklärt unsere Restauratorin. „Doch wir haben versucht, für die Werke der Sammlung Reinhard Ernst eine Rahmung zu finden, die zu ihnen passt, sie nicht einengt, Schutz bietet und die Kunst angemessen in Szene setzt. Unser Hauptziel war es, auf die individuellen Eigenschaften und Bedürfnisse der Gemälde einzugehen. Durch sorgfältige Recherche erfuhren wir, welche Einfassung die Künstler:innen für ihre Arbeiten selbst vorsahen, und nutzen diese Informationen als Grundlage“, führt sie aus.

Unser Filmclip nimmt Sie mit ins Depot und zeigt Ihnen einige Arbeitsschritte der Rahmenbauer. Mit Sicherheit können Sie schon bald bei Ihrem nächsten Museumsbesuch mit dem neugewonnen Wissen über Rahmungen punkten – viel Spaß!


Im ersten Teil unserer kleinen Serie zu den Vorbereitungen für die Museumseröffnung lesen Sie, wie unsere Restauratorin mit großformatigen Werken umgeht – ein Gemälde aus der Sammlung Reinhard Ernst ist beispielsweise über zwölf Meter breit!