Giuseppe Santomaso, Ommagio al Crocifisso di Cimabue, 1967, Öl und Mischtechnik auf Leinwand, 162 x 118 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Ommagio al Crocifisso di Cimabue, 1967

Giuseppe Santomaso

Medium: Öl und Mischtechnik auf Leinwand
Größe: 162 x 118 cm

über das Werk

Der venezianische Künstler Giuseppe Santomaso begann 1932 sein Kunststudium an der Accademia di Belle Arti in der Lagunenstadt. Nur zwei Jahre später wurde er zur 19. Biennale von Venedig eingeladen, dreizehn weitere Teilnahmen an der internationalen Kunstschau sollten folgen. Santomaso entwickelte sich zu einem der bedeutendsten italienischen Künstler der Nachkriegszeit. Nach Studienaufenthalten in Amsterdam und Paris zeigte die Galerie Rive Gauche in der französischen Hauptstadt 1939 seine erste Einzelausstellung. 1943 war er Mitbegründer der Künstlergruppe Nuova Secessione artistica italiana, die sich später in Fronte Nuovo delle Arti umbenannte. In der Gruppe stellten sich mit der Zeit unterschiedliche künstlerische Tendenzen heraus, woraufhin sich 1952 die abstrakten Vertreter der Malerei in der Gruppo degli Otto zusammenschlossen. Neben Santomaso waren außerdem Emilio Vedova und Renato Birolli, die beide ebenfalls in der Sammlung Reinhard Ernst vertreten sind, Mitglieder dieser neuen Künstlergruppe. Santomasos Werke wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt, unter anderem 1951, 1953 und 1961 auf der Biennale von São Paulo sowie 1955, 1959 und 1964 auf der documenta in Kassel. Von 1956 bis 1974 hatte der italienische Künstler zudem eine Professur an der Accademia di Belle Arti in seiner Heimatstadt inne.

Was hat das Werk aus der Sammlung Reinhard Ernst nun mit dem florentinischen Künstler Cimabue gemein, der im 13. Jahrhundert wirkte und auf den der Titel des Werks – Ommagio al Crucifisso di Cimabue – rekurriert? Auf dem hauptsächlich weißen Untergrund der Leinwand strukturiert eine rote Linie das Bild und lenkt den Blick des Betrachters. Sie umrandet zwei aufeinander driftende Elemente an der unteren Bildkante und zieht sogleich die Aufmerksamkeit auf die schwarzen Farbspritzer im oberen Drittel des Werkes, die im visuellen Bildzentrum stehen. Die Darstellung wird oberhalb durch eine blaue Farbspur abgeschlossen. Ein Bezug zum Kruzifix Cimabues, auf das Santomaso mit seinem Werktitel verweist, kann in den verwendeten Farben gefunden werden. Cimabue entwarf eine für das Mittelalter außergewöhnliche Kreuzdarstellung, die sich durch Form und Farbe abhebt. Blau und Rot finden bei ihm eine besondere Verwendung, die Santomaso aufgreift und in das Werk von 1967 integriert. In seinen Arbeiten verweist er regelmäßig auf die altitalienische Malerei und demonstriert damit sein Wissen um seine eigene künstlerische Tradition. Die Huldigung einer der relevantesten italienischen Künstlerpositionen der Vergangenheit verdeutlicht somit seine klare kunstpolitische Positionierung in der italienischen Kunstszene ab den 1950er-Jahren.

zurück zur Sammlung